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Am 13. Januar fand in Hamburg die 7. Veranstaltung des Forum Bibliothekspädagogik statt.

„Das Forum Bibliothekspädagogik ist ein deutschlandweites Kooperationsprojekt von vier Hochschulen mit bibliothekswissenschaftlichen Studiengängen: der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, der Technischen Hochschule Köln und der Hochschule der Medien Stuttgart. Die Hochschulen kooperieren mit dem Berufsverband Information Bibliothek e.V. und ausgewählten Bibliotheken am Veranstaltungsort.“

https://forumbibliothekspaedagogik.wordpress.com/ (zuletzt aufgerufen am 07.02.2024)


In der Auftaktveranstaltung wurde das Thema „Teilhabe jetzt!“ vorgestellt und in der Podiumsdiskussion besprochen. Es ging um die Draglesungen, die in der Münchner Stadtbibliothek in Bogenhausen im Juni 2023 veranstaltet wurden. Die Veranstaltung wurde leider begleitet von Anfeindungen, Demonstrationen und Presserummel. Ein perfekter Auftakt, um einen Tag über Inklusion, Teilhabe, Toleranz und Diversität zu sprechen.

Der Tag ging weiter mit Workshops, Projektvorstellungen, Führungen und interaktiven Formaten. In meinem Erlebnisbericht nehme ich euch mit in die Veranstaltungen, die ich besucht habe.

Block 1 – „Digitale Teilhabe“

Zwei Studierende der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg haben einen Überraschungsworkshop zum Thema „Digitale Teilhabe“ veranstaltet. Hier wurden wir in den Computerarbeitsraum der Hamburger Bibliothek geführt. Dort haben wir uns zwei Stunden mit Chat GPT und anderen textbasierten KI beschäftigt. Es gab einen kurzen Inputvortrag und dann durften wir uns selbst austesten. Bezugnehmend auf die Auftaktveranstaltung sollten wir beispielsweise eine Pressemitteilung für die queere Lesung der Stadtbibliothek München erstellen lassen. Dabei sollten wir die Prompts variieren, um zu sehen, wie unterschiedlich die Ergebnisse ausfallen können.

Unsere nächste Aufgabe war es, eine Stellungnahme, die auch Gesetzestexte enthielt, zusammenfassen zu lassen. Natürlich am besten so, dass diese Zusammenfassung auch jemand versteht, der nicht in der Materie drin und kein:e Jurist:in ist.

Zu guter Letzt haben sich die Teilnehmenden untereinander ausgetauscht und dabei haben wir Vor- und Nachteile, aber auch Erfahrungswerte miteinander geteilt.

Ich habe schon einige Male mit Chat GPT gearbeitet und daher einiges aus dem Workshop schon gekannt, aber dennoch gab es einige neue Ideen und einen interessanten Austausch.

Block 2 – Bibliotheksführung mit Einschränkungen

Für den zweiten Block habe ich mich für die „Bibliotheksführung mit Einschränkungen“ entschieden. Eine Gruppe der Teilnehmenden durfte eine Führung durch die Bibliothek mit künstlich herbeigeführten Einschränkung erleben. Dafür konnten wir zwischen Brillen, die eine extrem schlechte Sicht simulieren (ich meine, es war mit Dioptrin -10), Rollstühlen, Rollatoren und einen Blindenstock inklusive Augenklappe wählen.

Wir wurden sowohl auf die positiven als auch die negativen Aspekte der Bibliothek hingewiesen. Negativ sind beispielsweise die zwei Stufen, die im Erdgeschoss aus ästhetischen Gründen ergänzt wurden. Da die Architekten auf diese Ergänzung bestanden haben, musste aufwändig ein kleiner Fahrstuhl ergänzt werden. Weiterhin ist das Treppenhaus extrem negativ aufgefallen: Falls eine Person mit starker Sehbeeinträchtigung am Ende der Treppen steht und auf die Stufen hinabsieht, kann sie keine Höhenunterschiede ausmachen, da die Kanten der Stufen nicht farblich abgehoben sind. Arbeiten an der Treppe sind aber bereits geplant. Positiv hingegen sind beispielsweise die Schreibtische für Menschen mit Einschränkungen, Lesegeräte oder Würfel für die Wegführung durch die Bibliothek, die unter Anderem mit Brailleschrift versehen sind.

Am Ende der Führung durften wir noch auf Dinge aufmerksam machen, die uns aufgefallen sind. Die Führung war sehr spannend und hat Einblicke gegeben, die ich sonst nicht habe.

Block 3 – „Gemeinsam lesen lernen. Zugänge erleichtern, Barrieren abbauen“

Auf den dritten Block habe ich mich am meisten gefreut, da die Vorsitzende der AgSBB einen Vortrag zu dem Lesestufenkonzept ihrer Schulbibliothek gehalten hat. Der Workshop wurde unter dem Titel „Gemeinsam lesen lernen. Zugänge erleichtern, Barrieren abbauen“ angeboten. Neben Ulrike haben drei weitere Vortragende über die Konzepte der eigenen Bibliothek berichtet.

Alle Vortragenden haben die Einstufung von Kinderbüchern – und dabei ganz besonders Erstleseliteratur – nach Alter kritisiert. Diese Angaben können Kinder demotivieren, stigmatisieren und halten diese dadurch eventuell davon ab, unsere nächsten Stammkunden zu werden. Die Konzepte verfolgen alle einen ähnlichen Ansatz, sind aber doch in einigen Punkten unterschiedlich. Dadurch war die Veranstaltung nicht langweilig, sondern sehr interessant.

Ulrike hat bereits in der BuB über das Konzept an ihrer Schule berichtet und ich möchte euch gerne den Artikel „Wissenschaftlich, praktisch, gut“ ans Herz legen.

Zum Ende wurde dazu aufgerufen, ein einheitliches Lesestufenkonzept für Bibliotheken in ganz Deutschland zu entwickeln. Wie tolle wäre das denn? Besonders für Grundschulbibliotheken! Habt ihr Lust, daran mitzuarbeiten? Dann meldet euch gerne bei Frank Raumel.

Zum Abschluss gab es noch eine kurze Abschiedsrunde mit vielen Danksagungen und der Ankündigung des 8. Forums Bibliothekspädagogik. Dieses wird voraussichtlich 2025 stattfinden. Ich bin bestimmt wieder dabei. Und ihr?