In dem informativen Sachbilderbuch „Vasilka und die Gebärdensprache“ erfahren wir dies und noch mehr Wissenswertes zum Thema Taube Sprache und Taube Kultur *. Es entstand im Rahmen eines partizipativen Buchprojekts der Sinneswandel gGmbH, dem Träger der ergänzenden Förderung und Betreuung an der Ernst-Adolf-Eschke-Schule mit ihren Schülerinnen. Die Ernst-Adolf-Eschke-Schule ist eine Schule mit dem Förderschwerpunkt Hören.

Das taube Mädchen Vasilka nimmt uns an die Hand und erklärt uns u.a. das Prinzip des Fingeralphabets und wie die Gebärdensprache funktioniert.

Sie lädt uns ein, unseren Namen mithilfe des Fingeralphabets zu gebärden. Auch lernen wir die Gebärden zu verschiedenen Begriffen kennen. Diese sind nach Themenbereichen wie z.B. Begrüßung, Farben, Gefühle und Kleidung geordnet, welche im Überblick angeordnet eine sehr nützliche kleine Sammlung ergeben. Dabei wird jede einzelne Gebärde von den Kindern der Eschke-Schule, die am Projekt teilgenommen haben, gezeigt – eine sehr schöne Umsetzung des partizipativen Gedankens.

Das Buch schließt mit Vasilkas Traum von einer Welt, in der alle Menschen sich einfach verständigen können und sich in ihrer Verschiedenheit akzeptiert fühlen, einer Botschaft, der man sich nur anschließen kann.

Die Autorinnen Carol Geraldes und Selina Jessat bringen uns interessante Informationen in einer gut verständlichen Sprache nahe. Schwierige Begriffe werden durch die Protagonistin Vasilka in direkter Ansprache kindgerecht erklärt. So gelingt dem Autorenteam ein Gegenentwurf zum traditionellen Bild, das Gehörlosigkeit vor allem als Mangel und Behinderung begreift.

Der Illustratorin Joana Nogueira gelingt es, mittels ihrer farbenfrohen, ganzseitigen Zeichnungen die Aussage des Textes zu unterstützen und dem Buch eine positive Grundstimmung zu verleihen.

Das Buch bietet eine gute Grundlage, um Kindern bereits im Vorschulalter das Thema nahezubringen.
Durch das eigene Lesevermögen wird das Verständnis des Textes und der Spaß bei der Umsetzung des Fingeralphabets und der Gebärden erhöht. Daher ist der Einsatz des Buches besonders im Grundschulbereich sehr empfehlenswert.
Es richtet sich aber auch an Eltern und pädagogische Fachkräfte, die für das Miteinander von hörenden und nichthörenden Kindern sensibilisiert werden.

Und das Beste ist: Schulbibliotheken können das Buch kostenlos bestellen bei:
Pr@sinneswandel-berlin.de.

Vasilka und die Gebärdensprache / Von Carol Geraldes und Selina Jessat, Illustration Joana Nogueira. Hrsg.: Sinneswandel gGmbh
[Santo Tirso]: NorPrint, 2020

Rezension von Anke Laudien, Mai 2021

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„Taub ist eine positive Selbstbezeichnung nicht hörender Menschen, unabhängig davon ob sie taub, resthörig oder schwerhörig sind: Damit wird auch gezeigt, dass Taubheit nicht als Defizit angesehen wird. Es handelt sich hierbei um eine Wiederaneignung eines Begriffes, der lange Zeit als abwertende Beschreibung verwendet wurde (reclaiming). Einige Mitglieder der Tauben Community verwenden inzwischen wieder das Wort „Taub“ für sich, weil es im Gegensatz zum Begriff „gehörlos“ nicht im Wort selbst einen Mangel (-los) benennt. […]“

(Silvia Gegenfurtner und Diversity Arts Culture: Taub. In: Wörterbuch von Diversity Arts Culture. https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/taub, zuletzt zugegriffen am 15.06.2021)