Menschen mit Laptops, Tablets und Notizblöcken stehen um einen Tisch herum

Im Sommer hatten wir den Berliner Parteien im Abgeordnetenhaus drei Fragen gestellt. Wir wollten wissen, wie sie zur Kompetenzstelle Schulbibliotheken stehen und wie sie Sach- und Personalmittel für Schulbibliotheken sichern wollen. Die Antworten der angefragten Parteien jeweils in alphabetischer Reihenfolge zu jeder Frage lesen Sie hier:


Kompetenzstelle Schulbibliotheken
Die Einrichtung der Kompetenzstelle steht derzeit noch aus. Wie werden Sie ihren Auf- und Ausbau unterstützen?
Wie werden Sie die Haushaltsmittel dafür sichern und aufstocken?

CDU
Schulbibliotheken sind nicht nur ein wichtiger Baustein zur Leseförderung und unterstützen die Verbesserung der Lesekompetenz. Sie helfen Schülerinnen und Schülern bei der selbstständigen Erarbeitung von Kenntnissen und Fähigkeiten. Schulbibliotheken bieten Kindern und Jugendlichen oft auch eine erste Gelegenheit zu einer Begegnung mit einer Bibliothek. Sie wecken nicht nur Neugierde und Lust auf Literatur, sondern spielen heute auch eine wichtige Rolle bei der Medienbildung von Kindern. Deswegen setzen wir uns ausdrücklich für die Förderung von Schulbibliotheken ein. Wir begrüßen und unterstützen die Einrichtung einer Kompetenzstelle für Schulbibliotheken, jedoch kann die Aufstockung von Mitteln nur in Abhängigkeit von der Haushaltslage diskutiert werden.

FDP
Die Schule ist der Ort, an dem Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Wir Freie Demokraten wollen die Schulen daher so weiterentwickeln, dass sie von unsanierten und tristen Gegenden zu Orten werden, an denen sich Schülerinnen und Schüler gerne aufhalten. Daher wollen wir Schulen mit gut ausgestatteten und zum Aufenthalt einladenden Bibliotheken erweitern. Der Einrichtung einer „Kompetenzstelle Schulbibliotheken“ stehen wir daher weiter sehr positiv gegenüber.
Mit Blick auf die finanziellen Folgen der Pandemie stehen die Verantwortlichen für die Haushaltsaufstellung des Landes vor der Herausforderung, ihre Prioritäten in Abwägung der pädagogischen, sozialen und wirtschaftlichen Erfordernisse neu zu ordnen.
Wir teilen die Einschätzung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der am 10. Mai gesagt hat: „Der Kassensturz wird kommen – aber an Bildung dürfen wir nicht sparen.“

Bündnis90/Grüne
Die Einrichtung einer Kompetenzstelle haben wir bereits in der Vergangenheit unterstützt. Wir halten sie für sinnvoll, gerade vor dem Hintergrund einer von uns ebenfalls angestrebten stärkeren Rolle der Schulbibliotheken in ihren jeweiligen Schulen. Wir denken dabei auch die Digitalisierungsprozesse mit. Das geänderte Lese- und Arbeitsverhalten der Nutzer:innen und die angestrebten neuen Lernarrangements, die das eigenständige, Selbstwirksamkeit fördernde Lernen stärker in den Vordergrund stellen werden, wirken zusammen in die Richtung, dass Schulbibliotheken zu schuleigenen Medien(kompetenz)zentren werden könnten. Vorstellbar ist etwa auch, dass sie die Schulen – und ihre IT-Administrator:innen – softwaregestützt bei der Verzeichnisführung, Wartung und Pflege der analogen wie digitalen Lern- und Lehrmittel unterstützen.
Ein Kompetenzzentrum hat vor diesem Hintergrund den Sinn und die Aufgabe Doppelarbeiten zu verhindern, Fachstandards zu erarbeiten und zu verbreiten, Fachberatung etwa in Fragen von Urheber:innenrecht und Datenschutz anzubieten sowie die Vernetzung mit anderen, auch außerschulischen Bibliotheken und Partner:innen voranzutreiben.
Die gewünschte Ausstattung mit 14 Stellen wird nur schrittweise und im Zuge der Gesamtentwicklungen zu erreichen sein. Erstes Ziel muss vor dem Hintergrund der Haushaltslage auf jeden Fall die Absicherung der derzeit im Haushalt geplanten Mittel sein. Für eine weitere Verstärkung werden wir uns einsetzen.

DIE LINKE
DIE LINKE Berlin versteht Schulbibliotheken als zentrale Orte der Sprach- und Medienbildung, als Lernorte im Ganztag sowie als Dritte Orte innerhalb der Schulen, die sich insbesondere in Quartieren ohne öffentliche Bibliotheken auch sozialräumlich öffnen.
Mit dem Beschluss über den Doppelhaushalt 2020/21 hat die rot-rot-grüne Koalition Mittel für die Einrichtung eines Koordinierungs- und Kompetenzzentrums für Schulbibliotheken bereitgestellt. In Anbindung an das Medienforum soll die Stelle die Entwicklung und Einführung neuer Bibliothekssoftware koordinieren und den Schulbibliotheken beratend zur Seite stehen. Zudem soll es die Aus- und Weiterbildung von Schulbibliothekar:innen unterstützen. Wir werden uns dafür stark machen, dass diese Mittel auch künftig zur Verfügung stehen. Erst jetzt zum Ende des laufenden Doppelhaushalts werden erstzunehmende Schritte für die Einrichtung der Kompetenzstelle gegangen. DIE LINKE Berlin erwartet, dass dies zum Schuljahr 21/22 geschehen ist und wird das entsprechend kontrollieren.
Um der Arbeit der Schulbibliotheken künftig auch rechtlich einen angemessenen Rah,en zu geben, wollen wir zudem Schulbibliotheken als schulische Einrichtungen im Berliner Schulgesetz verankern – ein schritt, der aus unserer Sicht lange überfällig ist.

SPD
Bisher keine Antwort

Sachmittel
Die Sachmittel für Schulbibliotheken wurden bisher gleichberechtigt auf die Bezirke verteilt und konnten nur für die Anschaffung von Printmedien genutzt werden. Wie werden Sie sich einsetzen, um die Entwicklung der Schulbibliotheken zu modernen Medienzentren und Dritten Orten innerhalb der Schule voranzutreiben?

CDU
Das Leben unserer Kinder und Jugendlichen hat durch die Digitalisierung in den letzten Jahren einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Schulbibliotheken können im 21. Jahrhundert nur mit zeitgemäßer Technologie und digitaler Infrastruktur ein wichtiger, präsenter und erlebbarer Bestandteil des alltäglichen Lebens unserer Kinder bleiben. Die Corona-Krise hat jedoch einmal mehr deutlich gemacht, wie schlecht es um die digitale Infrastruktur an den Berliner Schulen steht – doch die Probleme bestehen nicht erst seit einem Jahr.
Unser Ziel ist es, eine zeitgemäße und digitale Ausstattung aller Berliner Schulen – von der Grundschule bis zu den berufsbildenden Schulen – zu sichern. Das schließt selbstverständlich auch die Schulbibliotheken mit ein. Dazu gehört vor allem der Anschluss aller Schulen an das Breitbandnetz. Dazu gehört für uns aber auch eine auskömmliche Ausstattung mit IT-Experten, die den Schulen bei der Konzeption und Standardisierung der internen Netze und Server, ihrer professionelle Pflege und der damit verbundenen Schaffung einer sicheren, digitalen Lernumgebung zur Verfügung stehen.
Die Mittel des Digitalpakts müssen konsequent ausgeschöpft werden. Da einzelne Schulen zu wenig Erfahrungen in der Beantragung von Fördermitteln haben und kein Digitalisierungskonzept schreiben können, müssen Handlungshilfen oder Budgets für Dienstleister bereitgestellt werden. Das Geld aus dem Digitalpakt muss von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF) den Bezirken uneingeschränkt zur Verfügung gestellt werden, die Bezirke sind dementsprechend durch den Senat in die Lage zu versetzen, dass es eine/n ständige/n IT-Ansprechpartner/in für die Schulen im Schulamt gibt, der/die die Umsetzung des Digitalpakts vorantreibt, steuert und im engen Austausch mit den Schulen steht und diese in jeder digitalen Beziehung unterstützt.

FDP
Die Pandemie hat sehr deutlich gemacht, wie es um die Digitalisierung des Unterrichts bestellt ist. Moderne Medien sind auch jenseits des angeleiteten Distanzlernens („Homeschooling“) von Bedeutung. Die FDP will das Bürgerrecht auf Bildung mit Hilfe modernster Infrastruktur sichern.
Für uns Freie Demokraten steht im Vordergrund, die Eigenverantwortung der Schulen vor Ort zu stärken. Wir wollen die Verantwortung in der Bildung neu ordnen und die Schulen befähigen, selbst zu entscheiden, welche Sachmittel sie für ihr spezifisches Schulprofil am geeignetsten halten. Dazu gehört auch die Wahl, ob der Schwerpunkt von Anschaffungen bei Büchern, Nicht-Buch-Medien (Bild- oder Tonträgern) oder nicht körperlichen Medien (Websites, Videos, Streams) liegt. Des Weiteren wollen wir auch die Zusammenarbeit mit den Bibliotheken sowie den vorhandenen Buchhandlungen vor Ort stärken. Die FDP sieht in zeitgemäß ertüchtigten Schulbibliotheken Lernorte, die ihre Qualität als nichtkommerzielle Begegnungs- und Kommunikationsflächen zwischen öffentlichem und privaten Raum für die Schulgemeinschaft entwickeln können sollen.

Bündnis90/Grüne
Dass zukünftig alle für Lehr- und Lernmittel bzw. Sachmittel zugewiesenen Mittel für analoge wie digitale / webbasierte Medien einsetzbar sein muss, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir werden uns darüber hinaus gemeinsam mit den Bezirken, den Schulen und den Akteuren:innen im Bereich der Schulbibliotheken zusammensetzen, um den tatsächlichen Bedarf, unter den Gesichtspunkten der Digitalisierung und der sozialräumlichen Einbindung von Schulbibliotheken, zu eruieren. Dabei spielen Bezugspunkte zu der neuen Angebotsform im Familienfördergesetz ebenso eine Rolle wie die Einbindung der bezirklichen Medienkompetenzzentren, um bestehendes Fachwissen zu bündeln und entsprechend in den Bezirken zu vernetzen. Dies bildet die Basis, um Schulbibliotheken besser auszustatten und ihnen in den Bezirken eine größere Bedeutung einzuräumen.

DIE LINKE
In Deutschland hängt Bildungserfolg noch immer stark von der sozialen Herkunft ab. Viele Kinder und Jugendliche lesen zudem nicht nur nicht gern, wie die PISA-Sonderauswertung „Lesen im 21. Jahrhundert“ erst jüngst mit neuen Zahlen belegte, viele können auch nicht richtig lesen. Immer wieder wird auch der Umgang mit Medien als unzureichend und unkritisch bewertet. Laut LEO-Studie 2018 sind zudem noch immer 12,1 Prpzent der Erwachsenen funktionale Analphabeten. Das müssen wir endlich ändern. Auch Schulbibliotheken können hier eine bedeutende Rolle spielen.
DIE LINKE Berlin setzt sich deshalb dafür ein, dass zu jeder schule eine mit Medien und Technik gut ausgestattete Schulbibliothek gehören muss, die im besten Fall zu einem multimedialen Lernzentrum weiterentwickelt werden kann. Die rot-rot-grüne Koalition hat deshalb im letzten Doppelhaushalt für die Haushaltsjahre 2020 und 2021 im Rahmen des Verfügungsfonds je 200.000 € für die Ausstattung und den Betrieb von Schulbibliotheken bereitgestellt (Titel 53380). Diese Mittel, die aufgrund eines Deckungsvermerks zum Titel 42780 auch für den Einsatz freier Mitarbeiter:innen auf Honorarbasis, Projekt- oder Werkverträge genutzt werden können, gilt es zu verstetigen und auszubauen. Zudem müssen damit unproblematisch auch Computer und digitale Medien beschafft werden können. Jede Bibliothek muss eine Breitband-Anbindung erhalten und zuverlässig über WLAN verfügen.
Um Schulbibliotheken nachhaltig zu stärken und weiterzuentwickeln, brauchen sie zudem eine verlässliche Personalausstattung und geeignete Räume. Dafür werden wir uns weiterhin stark machen.

SPD
Bisher keine Antwort

Personal
Ohne kontinuierliche fachkompetente Arbeit mit verlässlichen Perspektiven können Schulbibliotheken den Bildungsanforderungen des Jahres 2021 nicht entsprechen. Derzeit wird dieser Situation mit prekären Beschäftigungsverhältnissen oder ehrenamtlichem Engagement, insbesondere von Frauen, begegnet. Wie werden Sie eine nachhaltige Stellensituation für Schulbibliotheken schaffen?

CDU
Wir setzen uns dafür ein, dass Schulen zusätzliches Personal erhalten. Wir wol-len, dass alle Berliner Schulen durch multiprofessionelle Teams unterstützt werden. Hierzu zählen Sonderpädagogen, Sozialarbeiter, Psychologen, Kranken-schwestern, IT-Experten (vor Ort und / oder per remote support), Hausmeister und Verwaltungskräfte. Diese Stellen beziehen sich zwar nicht ausdrücklich auf Schulbibliotheken, können aber auch den Schulbibliotheken zugutekommen. Die Entscheidung darüber obliegt der jeweiligen Schule.

FDP
Wir wollen den Schulen mehr Entscheidungshoheit bei der Personalhoheit einräumen. Wir wollen multiprofessionelle Teams und die Anhebung der Personalausstattung auf 110 Prozent, damit Unterrichtsausfall und Betreuungsengpässe Vergangenheit werden. Die Schulen vor Ort wissen am besten, welche Positionen im Rahmen des aufgestockten Personalbestands besetzt werden müssen, um das professionelle Profil ihres Bildungsangebots personell kompetent zu unterfüttern. Von der notwendigen Stärkung der digitalen und medienpädagogischen Kompetenz des Personals können gerade auch die Schulbibliotheken profitieren.
Ehrenamtliche Aktivitäten und bürgerschaftliches Engagement sind ein zentrales Zeugnis zivilgesellschaftlicher Verantwortung in liberalen Gesellschaften. Ehrenamtlich Engagierte tragen entscheidend zum gesellschaftlichen Gemeinwohl bei. Gerade die Fördervereine der Schulen haben sich vielerorts um die Ausstattung der Schulbibliotheken verdient gemacht. Sie könnten mindestens bis zur Beseitigung des Fachkräftemangels im Bildungsbereich auch wertvolle personelle Unterstützung in der Wissenswelt Schulbibliothek leisten.

Bündnis90/Grüne
Ohne kontinuierliche Betreuung durch geeignetes Fachpersonal bleiben Schulbibliotheken deutlich unter ihren Möglichkeiten. Die Schulbibliotheken zählen zu den äußeren Schulangelegenheiten und fallen somit in die Zuständigkeit der Bezirke. Deshalb ist es aus unserer Sicht entscheidend, dass die Bezirke den Schulbibliotheken zukünftig eine größere Rolle beimessen und diese über den Schulkontext hinaus, im Rahmen der sozialräumlichen Öffnung der Schulen, eine langfristige personelle Stabilität erhalten. Dies bedarf weiterer Mittel durch das Land, um zusätzliche Ressourcen dann in den Bezirken zielgenau einsetzen zu können.

DIE LINKE

Wie aus den Antworten des Senats auf mehrere kleine Anfragen der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus von 2018 hervorgeht (Drs. 18/15523, 18/16042, 18/16696 und 18/16723) verfügten 2018 zwar immerhin 60 Prozent der Berliner Schulen über eine Schulbibliothek, allerdings waren nur in 2 Prozent der Schulbibliotheken Fachbibliothekar:innen oder Fachangestellte für Medien und Informationsdienste beschäftigt. Alle anderen mussten sich zu diesem Zeitpunkt mit kreativen Lösungen behelfen: seien es Lehrkräfte, Erzieher:innen oder anderes pädagogisches Personal, das die Bibliothek betreibt, Eltern, Schüler:innen, Fördervereine oder Mitarbeiter:innen in Maßnahmen des Jobcenters – die Situation könnte unterschiedlicher nicht sein. Wir sind der Auffassung, dass sich das ändern muss.
Um dem oben skizzierten Anspruch gerecht werden zu können, brauchen Schulbibliotheken qualifiziertes und gut bezahltes Personal. Wenn Schulbibliotheken über Honorarkräfte betrieben werden, müssen diese gut bezahlt werden! Dafür werden wir uns bei den kommenden Haushaltsverhandlungen auch weiterhin stark machen.

SPD
Bisher keine Antwort