Am 1. Juni 2024 fand der 9. Berlin Brandenburger Schulbibliothekstag in der Kolibri-Grundschule in Marzahn-Hellersdorf statt. Beruflich sowie privat Interessierte, Lehrer:innen, Schulbibliothekar:innen, Lesefördernde, Ehrenamtliche, Workshop-Leiter:innen und Markstand-Betreuende – sie alle kamen zusammen, um sich am Kindertag inspirieren zu lassen und ins Gespräch zu kommen, wie Schulbibliotheken und Leseförderung für alle Kinder interessant gemacht werden können.

Die seit 2022 agierenden Mitglieder des (erweiterten) Vorstands hatten bisher keinen Schulbibliothekstag ausgerichtet. Newbies auf diesem Feld, mussten wir uns langsam und mit stetigem Eifer dem Thema widmen. Erst wuchs uns die Vorstellung über den Kopf. Wie sollten wir das schaffen? Imke Fischbeck (Vorstandsmitglied) erzählt: „Ursprünglich sollte der Schulbibliothekstag in den Räumen des Medienforums stattfinden, wo auch die Koordinierungsstelle für Schulbibliotheken angesiedelt ist. Wir wollten auf diese Weise den großen Erfolg der langjährigen Arbeit des Vereins für alle erlebbar machen. Das hat nicht geklappt – so schnell wachsen die Bäume leider doch nicht in den Himmel! Mit der sowohl räumlich als auch atmosphärisch äußerst großzügigen Kolibri-Grundschule haben wir dann einen idealen Veranstaltungsort gefunden. Die Zusammenarbeit im Team war toll!“

Die Kolibri-Grundschule gab uns für einen Tag ein zu Hause für viele verschiedene Aktionen: Workshops rund um das Thema Lesen und Schulbibliotheken. Da war für jeden etwas dabei und so manche:r Teilnehmer:in wünschte sich, der Schulbibliothekstag hätte mehr als sechs Stunden. Die Sonne begleitete die Teilnehmer:innen direkt zur Kolibri-Grundschule. Am Eingang wurden sie begrüßt, mit Namensschildern, Stift und Papier für die vielen neuen Gedanken und Notizen sowie mit einem Stimmzettel ausgestattet. Einige streiften mit Stimmzettel in der Hand gleich auch die Posterausstellung. Neun Bibliotheken hatten sich an der Aktion beteiligt, ihre Schulbibliothek vorzustellen – die eigene Kreativität war gefragt. Um den Rest kümmerte sich die agsbb. Die Teilnehmer:innen konnten ein Poster auswählen und ihre Stimme geben. Am agsbb-Stand wartete eine große Schatztruhe auf jeden einzelnen Stimmzettel. Die ersten Marktstände wurden besucht, alte und neue Bekannte begrüßt und die reichlich vorhandenen Verlagsvorschauen durchblättert.

Pünktlich um 10:45 startete Ulrike Wels, Vorsitzende der agsbb, den 9. Berlin Brandenburger Schulbibliothekstag mit einer Rede, in der sie die Arbeit der vielen engagierten Schulbibliotheksmitarbeiter:innen (ob als Lehrkraft, (Schul)bibliothekar:in, Sozialarbeiter:in, Ehrenamtliche:r u. v. m.) lobte und deren großartige Leistung hervorhob. Ulrike Wels machte aber gleichzeitig deutlich, vor allen in Richtung der anwesenden Vertreter der Politik, dass es allein nicht an dem unendlichen Engagement der Menschen liegen kann, ob eine Schulbibliothek besteht und bleibt. Wie unbefriedigend und mitunter zermürbend die finanzielle und personelle Lage vieler Schulbibliotheken ist. Mit Engagement kann viel erreicht werden, noch mehr, wenn auch politischer Wille und finanzielle Rückendeckung vorhanden sind und die Schulbibliotheken in Berlin (wo sie im Schulgesetz stehen) und Brandenburg unterstützen. Dr. Kühne, Staatssekretär für Schulbau und Schuldigitalisierung, richtete die Worte an die Schulbibliotheksgemeinschaft. Er hob die Bedeutung von Schulbibliotheken hervor, die Errungenschaften die sich im Schulgesetz widerspiegeln und der politische Wille, der da ist. Wie dieser nun aussehen wird, welche vor allem finanziellen Veränderungen die Schulbibliotheken in den kommenden Jahren erwarten dürfen, blieb auch an diesem Tag vage. Wir hoffen inständig, dass der 9. Schulbibliothekstag deutlich gemacht hat, dass wir laut und dass wir viele sind!

Die vollständige Rede von Ulrike Wels für alle zum Nachlesen: „How to … Schulbibliothek!

Die erste Müdigkeit, die sich vielleicht bei der einen oder dem anderen durch die warme Sonne zeigte, verflog schnell wieder beim Besuch der ersten Workshopschiene. Vier Workshops warteten auf die Teilnehmer:innen. Tina Kemnitz zeigte in ihrem Workshop, wie sie und auch die Teilnehmer:innen neugierig auf Bücher machen. Nach einem Rhetorik-Kurs bei Tina Kemnitz werden nun reihenweise Schüler:innen gebannt an den Lippen der Schulbibliotheksmitarbeiter:innen hängen. Wie sensible Systematiken für Kinderbücher Lust auf Lesen machen, konnten die Teilnehmer:innen von Ulrike Wels erfahren. Sie plädiert dafür, dass Lesestufen nicht an Alters- und Klassenstufen orientiert sein dürfen, sondern Kindern Orientierung bieten und sie dort abholen, wo sie stehen und nicht, wo sie sein sollten. Nina Severin zeigte den Workshopteilnehmer:innen, wie Comics in der Sprachbildung und Leseförderung im Unterricht eingesetzt werden können und Hanno Kaloschka öffnete für die Teilnehmer:innen die Welt der Bibliothekssoftware PS-Biblio. Und das war gerade mal der erste Teil.

In einer gemütlichen Mittagspause im sommerlichen Juni in einem der wunderschönen Innenhöfe der Kolibri-Grundschule, eines der schmackhaften Häppchen in der einen, einen Kaffee in der anderen Hand, konnten die Teilnehmer:innen sich austauschen, in Kontakt kommen, das gerade in einem der Workshop Gesehene besprechen. Sie konnten gemeinsam die Eröffnungsreden von Ulrike Wels und Dr. Kühne Review passieren lassen oder Tanja Kasischkes (stellv. Vorsitzende agsbb) Vorschlag annehmen, und dem Gegenüber den Lieblingszauberspruch aus Harry Potter nennen. Plaudernd, anregend diskutierend, gegenseitig inspirierend und genießend standen die Teilnehmer:innen, die Marktstände-Betreuenden und die Veranstalter:innen zusammen. Für die Poster wurde weiter eifrig abgestimmt, die Marktstände besucht und ins Gespräch gegangen. Unter anderem der Berliner Büchertisch, die Akademie für literale und mediale Bildung, die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle Treptow-Köpenick mit dem Pilotprojekt Koha und die Plattform Kulturelle Bildung Brandenburg hatten ihre Stände aufgebaut und waren angeregt mit Teilnehmer:innen im Gespräch.

Auch die zweite Workshop-Schiene versprach ein buntes und vielfältiges Programm. Manch einer:m fiel es schwer, sich für einen Workshop zu entscheiden. Tina Kemnitz machte denjenigen Lust auf’s Lesen, die während der ersten Workshopschiene nicht dabei gewesen waren. Min Tjoa-Schneider und Maura Leacche hatten ein riesiges Aufgebot an Angeboten für die Sprach- und Leseförderung im Gepäck. Die Zeit reichte nicht aus, um auch nur annähernd alle spannenden und Spaßmachenden Angebote kennenzulernen. Anne Hirschfelder ermutigte, verschlafene Schulbibliotheken wieder zum Leben zu erwecken oder da wo nichts zum Erwecken ist, gleich ganz eine Schulbibliothek zu gründen. Die mühselige, zeitaufwendige und sicher auch manchmal frustrierende Arbeit ist eine sinnstiftende Erfahrung für Schulbibliotheksbetreibende und für die Kinder, die einen Ort für sich in der Schule finden, in dem sie nach Lust und Laune lesen dürfen. Kreativ wurden die Teilnehmer:innen bei Ilke Prick. Was für die Grundschule gedacht ist, kann auch als Erwachsene Spaß machen und kreatives Schreiben gehört definitiv dazu.

In diesem Jahr gab es gleich zwei krönende Abschlüsse!
Zunächst wurden die Gewinner:innen der drei meist votierten Poster gekührt. Alle drei glücklichen Gewinnerinnen erhielten als Preis eine Sammlung von Comics für ihre Schulbibliothek. Da glänzten nicht nur die Augen der Gewinnerinnen, sondern sicherlich die Woche darauf auch die des ein oder anderen Kindes bei der neuen Comic-Auswahl in der Bibliothek.
Mit Pauken und Trompeten, oder aber einem tönendem Buzzer, läutete Tine Kemnitz ihre Leseempfehlungen ein, riss beim Vorlesen alle Teilnehmer:innen mit und wohl jede:r füllte gedanklich ihre:seine Leseliste für den Sommer. Brauchten wir gar nicht. Tina Kemnitz hat nicht nur eine mitreißende Show vorbereitet, sondern auch eine Liste der vorgestellten Bücher. Jetzt heißt es nur noch – finanzielle Lage klären und rein in die Buchhandlung eurer Wahl. Finanzielle Lage, da war ja was. Aber wir ließen uns am 9. Schulbibliothekstag nicht die Laune verderben. Min Tjoa-Schneider (erweiterter Vorstand agsbb) resümiert: „Das große Interesse am 9. Berlin Brandenburger Schulbibliothekstag hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Schulbibliotheken weiterhin gefördert werden. Sie haben sich als Kooperationspartner der Schulen bewährt und sind aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken. […] Mir hat der Schulbibliothekstag besonders gefallen, weil es ein gutes sowie vielseitiges Veranstaltungsangebot für Schulbibliotheksmitarbeitende, Lehrkörper und Erziehende gab, so dass ich mit vielen Ideen und neuen Impulsen für die Arbeit in Schulbibliotheken nach Hause gehen konnte.“

Geschafft! Ein bereichernder, ideenreicher, vielfältiger Tag ging zu Ende. Wir konnten zufriedene Gesichter ausmachen, haben dankend lobende Worte entgegengenommen, uns gegenseitig für die tolle Arbeit gratuliert, die schmerzenden Füße beklagt und einem schönen Tag nachgesinnt. An alle Mitmachenden, als Teilnehmer:in, Helfer:in, Organisator:in und Gäste: Danke für diesen 9. Berlin Brandenburger Schulbibliothekstag! Auf das mehr folgen und Schulbibliotheken die Anerkennung bekommen, die sie verdienen und wir niemals aufgeben!

2. Reihe v. l. n. r.: Dr. Tanja Kasischke, Simone Frübing, Dr. Uwe Großer, Imke Fischbeck, Dr. Ulrike Wels, Ute Heller; 1. Reihe: Theresa Linhardt, Diana Thiele, Ramona Hock